Die Gärtnerin




Als Gärtnerin der andren Art,
die in ein Beet Gedanken sät,
von ganz verschied‘ner Qualität,
ist meine Ernte ein Salat,

aus Freude, Schmerz und Liebesglut,
gewürzt mit Leidenschaft und Glück.
Für jeden findet sich ein Stück,
in dessen Süße er gern ruht.

Erinnerungen, Augenblicke,
Traurigkeiten, Herzensglücke,
Jahreszeiten –durch mein Dichten
wachsen sie zu Fühlgeschichten.


floravonbistram 2003



Dunkelzeit



Himmel und Erde werden eins
im Nebel, der feine Schleier webt.
Im Brachland November
werfen schwarze Wälder Schatten
und hungriger Krähen Lied
kippt Hoffnungshell in Erschauern.


floravonbistram 1993


#Winter - Starre Bäume



Ich möcht‘ die abgefall‘nen Blüten,
die windgetragen vorwärts treiben,
schnell sammeln und solange hüten,
bis wir dann  wieder Frühjahr schreiben.

Die kahlen Bäume will ich schmücken,
und ihnen Blätterkronen winden,
sie grünend auf die Äste drücken,
damit sie uns von Frühling künden.

Wenn eisumhüllt im stummen Harren,
umtanzt von zarten Schneesternfüßen,
sie unter Schneelast ächzend knarren,
dann soll‘n sie Sonnenstrahlen küssen.


floravonbistram 2001


Gebt eure Freude weiter



Genießt die Welt der Träume froh und lacht!
Es wurde Freude in das Sein geschrieben.
Euch werden Menschen oft von Herzen lieben.
Küsst sie mit Frohsinn und Gefühl erwacht.

Die Liebe und die Freude haben Macht.
Mit ihnen ist der Gram sehr schnell vertrieben,
wie Sommerwolken in dem Wind zerstieben.
Der Missmut hat noch keinen weit gebracht.

Und ihr verneigt euch dankbar vor dem Segen,
der euch zuteil ward zu Geburtes Zeit,
denn dieser macht das Herz mit Lachen frei.

So könnt ihr eure Freude weiter geben,
erschließt verschlossner Seelen Fröhlichkeit,
dass Dunkelheit und Kummer zieh‘n vorbei.


floravonbistram 1999


#Wünsche


Ich wünsche dir eine Hand,
die dich immer dann führt,
wenn du nicht mehr weißt,
wohin du gehen sollst,
eine Schulter zum Anlehnen,
wenn du allein nicht stehen kannst,
ein offenes Ohr, das hinhört,
wenn du mit jemandem reden musst.

Ich wünsche dir
ein Lachen, das dich empor hebt,
wenn du in einem Meer
von Tränen untergehst,
zwei starke Arme,
die dich schützend halten,
wenn du vor jedem Schritt
durch das Leben Angst hast.

Ich wünsche dir
ein Herz, das dir leuchten kann,
wenn du kein Licht mehr siehst,
Worte, die dich trösten,
wenn du durch Seelenqualen gehst,
dein Leben dir sinnlos erscheint,
du unendlich traurig
und ohne Hoffnung bist.

Ich wünsche dir
einen Menschen,
der dich so liebt wie du bist,
und den du auf deine
besondere Art lieben darfst,
denn dann erfüllt sich
deine tiefste Sehnsucht.


Flora von Bistram 

Für meine Kinder 1987


#Weihnachtswunsch



Wir singen von stiller und heiliger Nacht,
und während wir feiern, doch manch einer wacht :
die Mutter, die bangt um ihr sterbendes Kind,
der Nachtwanderer in dem eisigen Wind,

die Frau tief im Elend mit volltrunk‘nem Mann,
der Kranke, der möchte, doch nicht sterben kann,
der Arzt, tief gebeugt über‘m Unfallpatient,
die Schwester, die auf jedes Klingeln hin rennt,

der Mensch auf der Wache im Feuerwehrhaus,
die Hüter des Rechts in Chaos und Staus,
ein einsamer Mensch, ohne Hoffnung und Geld,
Millionen von Hungernden auf dieser Welt,

die Menschen, den‘ Kriege alles genommen,
dann jene, die niemals wiedergekommen,
geraubt und geschändet, gefangen, gequält,
weil anderen Orts nicht die Menschlichkeit zählt.

Mein Wunsch, dass ein Jeder, der froh feiern kann
nur eine Minute mag denken daran.

Flora von Bistram


Es sangen drei Engel


Es sangen drei Engel ein Lied in der Nacht,
auf Bethlehems Feldern den Hirten zur  Wacht,
sie sangen vom Kind, das da liege im Stroh,
„Kommt mit uns und werdet durch es herzensfroh.
Erhebt eure Stimmen, lasst uns für es singen,
dass Lieder des Friedens heut weltweit erklingen!“

FvB 1982


#Liebe und #Demenz



Du nanntest mich dein Frühlingsherz,
als Maienlust uns einst umfing
und Blüten trugen wir im Haar,
als diese Zeit vorüber ging.

Das Glitzern in der Sternenstille
macht heiß und atemlos zur Nacht.
Und unsre Lust der Sommerherzen
hat Nachtigallen- Lied entfacht.

Noch warm sind unsre Herbstzeitherzen,
sie singen bunt und tanzen sacht,
doch senken sich schon Nebelschleier.
Gedankenlos, dich küsst die Nacht.

Noch halte stumm ich deine Hände,
denn Worte sind ganz ohne Macht.
Und still friert nun mein Winterherz,
es wird nicht mehr entfacht.

Sie schlagen noch in gleichen Takten,
das Metronom der Zeit hält stand.
Ich lege niemals zu den Akten
wie einst mein Herz das deine fand.


floravonbistram 2013


Wohin mit all den ungelebten Träumen



 Wohin mit all den ungelebten Träumen,
wo lege ich all unser Lieben ab?
Wie banne ich nur deinen Duft aus Räumen,
in denen ich mit dir gesungen hab.

Wie misse ich die zauberhaften Stunden
mit Morgenrot im Wald an unserm See.
So sehr hat uns das Leben herzverbunden,
schon der Gedanke dran tut endlos weh.

Wer nimmt mir ab die herrlichen Gedanken,
mit denen wir ein Luftschloss uns gebaut.
Wie öffne ich für mich die Hoffnungsschranken
und lösch‘  das Sehnen unter meiner Haut?

Noch fühle ich die farbenfrohen Bilder,
die phantasievoll wir so oft erdacht -
schon werden sie pastellig, fühlungsmilder,
auf sie legt sich zart die Vergessensnacht.

Und ohne Antwort bleiben viele Fragen,
verbrennen in der wunden Herzensglut. 
Doch will und kann ich heute nichts beklagen,
denn wie es war, war es unendlich gut.



floravonbistram


Mit den weißen Wolken schweben



Mit den weißen Wolken schweben,
 ja, das wünsche ich schon lang,
seit der Kindheit steigt das Sehnen,
immer wenn mein Herz so bang.

Möchte mit den Vögeln fliegen,
mit den Winden weiter zieh‘n,
alles Schwere hier vergessen,
vor dem Alltag einfach flieh‘n.

Über Berge, Wälder, Meere
würde mich mein Fühlen tragen,
jenseits aller Sorgen, Schmerzen,
fern von allen Menschenklagen.

Ganz, ganz tief in all mein Wünschen
dringt der Seele stilles Wort:
„Du erreichst mit deinen Träumen
mühelos schon jeden Ort.“


floravonbistram 1977


Herbstsonne



Tanz der Blätter, wildverwegen,
kichernd, knisternd - Glück im Wind.
Alle Füße raschelnd schlurfen,
fühlen sich wie einst als Kind.

Bunte Tage voller Sonne,
letzte Schmetterlinge fliegen
und auf lang vergang‘nem Blühen
sich Marienkäfer wiegen.

Kleine dralle Kinderhände
lassen weiße Erbsen knallen,
während golden in der Sonne
sich die Birken noch gefallen.

Und ich ordne Sonnenstrahlen
flechte sie zu einem Kranz,
so behalte ich im Herzen
stets noch etwas warmen Glanz,

den ich gerne auch verschenke,
teile ihn mit Jedermann,
dass des Winters Dunkelklage
uns nie ganz erreichen kann.



floravonbistram 1983



Märchentücher



Mystisch zarte Märchentücher,
fein gewebt von Feenhand,
legten heute Nebelfrauen
über unser ganzes Land.
Ich betrete Wunderwelten,
schreite durch das  Zaubertor,
öffne meine Kinderaugen,
leihe Raunen ganz mein Ohr.
Lieblich tönen gold‘ne Blätter,
wenn sie raschelnd erdwärts schweben.
Elfen tanzen froh mit ihnen,
schenken allem Glitzerleben.
Ich erlebe and‘re Zeiten.
Eingetaucht in Silberschein,
schmiegen diese Fabelwesen
sich ins off‘ne Herz mir ein. 

floravonbistram


#Abschiedssonett für unsere Mutter und Großmutter


Geh in Frieden, müde Seele,
lass den Lebensmantel los,
der so schwer behindert bloß,
dass er dich nicht länger quäle.

Halte nicht mehr fest dein Leben,
nicht an Tand, an Gut und Geld,
den Ballast der Habenwelt
musst du Andren übergeben.

In Verzicht leg all dein Ringen,
denn auf deinen Seelen-Wegen
hemmt die glitzernde Fassade.

Möge es dich lichtwärts bringen,
bittend um den letzten Segen,
für den Trost der ewigen Gnade.

fvb Oktober 2015



Du wolltest, dass ich leide



Du hast mir weh getan,
weil du mir wehtun wolltest.
Du hattest mir angekündigt:
trenne ich mich,
hat unser Kind keinen Vater mehr.
Ich trennte mich.
Da hast du unserem Kind
ganz bewusst mehrfach
seelischen Schmerz zugefügt,
weil du wusstest,
dass es mich schmerzt,
wenn dieses Kind leidet.
Es schmerzte mich so sehr
und doch war es für mich gut,
denn so erkannte ich
deine böse Seele.

floravonbistram  April 1995





Meine Kinder



Ich schaue dich mein Kind heut an
und frage mich: wo blieb die Zeit,
die Zeit der Kinderjahre.
Heut bist du selber eine Frau,
hast Kinder, die nun auch schon groß
und etwas grau sind meine Haare.

Ich schaue dich mein Kind heut an
und seh‘, auch uns entflieht die Zeit,
die Zeit der Kindertage.
Du wurdest viel zu schnell ein Mann,
kämpfst stets um unser aller Wohl
sorgst dich um uns ganz ohne Klage.

Ich sehe meine Kinder an
und alles das, was sie vollbracht
die Bilder wechseln mit den Jahren.
Wir lebten einst in einer Haut.
Mit jedem Kind ganz herzschlagnah
hab Liebe ich  zutiefst erfahren.


floravonbistram 2005



Lebensfilme



Mein Kopf ist ein Kino
in dem ein Anderer
die Bilder, die die Zeit malte,
zu Filmen werden lässt.

Er lässt sie ablaufen,
ohne mich zu fragen.
Unverhofft beginnen sie,
gern mitten in einer Szene.

Manchmal sind sie fröhlich,
manchmal kaum zu ertragen.

Meine Lebensfilme,
in bunt und in schwarz-weiß,
in denen nicht immer ich
die Hauptrolle spiele.


floravonbistram


Meine #Lebensscherben



Ich fege meine Lebensscherben zusammen,
schaue mir die Fragmente noch einmal an.
Erinnerungen fliegen wie Wolken vorbei,
wenn ich sie Teil für Teil in die Hand nehme.
Manche sind ganz hell und wirken fröhlich,
doch es gibt auch viele dunkle darunter.

Darum packe ich sie in ein großes Kaleidoskop.
Halte ich dieses nun in das helle Licht,
drehe es langsam und voller Erwartung,
zeigen sich mir bunte Bilder, angst- und sorgenfrei.
In einzelnen Sequenzen betrachtet
zeigt sich nie das ganze Lebensbild,

doch so rutschen immer wieder bunte Scherben
über die mir vorher so dunkel erscheinenden
und ich sehe nun voller Dankbarkeit und Vergnügen:
Mein Leben war und ist so bunt.


floravonbistram 2011