Der alte Spiegel



Der reichgeschnitzte Spiegel meiner Ahnin,
hängt schon seit langem dort an meiner Wand.
Er schaut mich an mit ihren hellen Augen,
erzählt von Zeiten, die mir unbekannt.

Was sah er schon in jenen fernen Jahren,
Jahrhunderte durchzogen seinen Blick.
Zu gerne würd ich mehr von ihm erfahren,
ach schenkte er ein Schauen mir zurück.

Verschwiegen ist er, doch ich denk mitunter,
dass er mich schelmisch angrinst, dann und wann,
dann beuge ich mich leicht zu ihm hinunter
und frage:"Warum lachst du mich so an?"

Ihr werdet lachen, mich für dämlich halten,
doch höre ich ganz leise, wie er spricht:
"Schau nur nach vorne, da ist jetzt das Leben,
das findest du im Gestern für dich nicht."


floravonbistram



Frühlingsmorgen




Als ich heute früh meinen Garten betrat,
da hört` ich ein Wispern und Raunen,
wie ich`s in der Kindheit vernommen gehabt,
mit Lächeln und glücklichem Staunen.

Ganz still hab ich forschend um mich geschaut
und konnte die Wesen empfinden,
die mir so wie früher gleich innig vertraut,
im Schatten der uralten Linden.

Auch wenn ich sie heute nicht wieder geseh`n,
so war doch mein Herz voll Erkennen,
denn Elfen und Zwerge, die Nixen, die Feen,
werd ich ohne Scheu stets benennen.

FvB 1988






Einfach fühlen






Brennend der Sand
unter meinen nackten Füßen
Tickende Unruhe treibt voran
lässt mich keine Erlösung finden
in weit spritzender Brandung
Im Ersteigen der sanften Hügel
werden sie mir zu Bergen
In den Tälern leuchtet ein Lächeln
In seinem Erreichen
bist du mir Ziel


FloravonBistram

1978








Licht und Schatten

Hinter Fenstern tanzen Schatten
fahles Licht weist mir den Weg
Falter fliegen wirr an Lampen
werden still daran verglühn.

Marktplatz - duster, ohne Leben,
grinsend turnen Hausgesichter.
Blumen liegen welk, zertreten
und der Brunnen schimmert grün.

Und das Sehnen ist Begleiter,
Tag und Nacht gehn Hand in Hand,
rabendunkle Du-Gedanken
lassen nicht den Himmel sehn.

Dann, von fern ein kleines Stimmchen
ruft und klagt, es singt und lacht...
Nachtigall im Park des Lebens
lässt mich lächelnd stille stehn.

Ist es wohl dein Ruf von Jenseits,
der mich rüttelt, wach zu sein,
der mir winkt mit Klang und Farben,
die für uns am Wege blühn.

Nun wird auch der Himmel heller,
Sonne schiebt die Nacht hinweg.
Dankbar atme ich den Morgen,
denn das Leben ist doch schön.

Floravonbistram 1993