#2020 #Jahreswechsel #Neujahrsgruß




#Silvester #Neujahr



Silvesternacht

Ich hör ein müdes, leises Seufzen -
ihm lauschend bleib gespannt ich stehn,
seh hell und dunkel, fahl und bunt
gebeugt das Jahr von dannen gehn.

Und sinnend halte ich noch Rast,
denk an sein Wirken kurz zurück,
so viel‘ Nuancen brachte es -
Freud‘, Schmerzen, Kummer, Glück.

Ganz still schau ich ihm lange nach,
nehm meine Andacht hier allein,
bin dankbar für gelebte Zeit
stell auf das Neue Jahr mich ein,

weiß, dass es nicht nur Freude bringt,
seh‘ auch das Leid in aller Welt,
verbeuge mich vor jeder Hand,
die tröstend eine andere hält.

Laut wird begrüßt das junge Jahr,
das strahlend einzieht, Hoffnung schenkt,
doch Freude, Glück und Sonnenzeit
gibt der, der unser Leben lenkt.

Flora von Bistram   



#EineheiligeNacht




Eine heilige Nacht

Es war einmal in einer sternenklaren Winternacht, als der Frost die Welt umfangen hielt und den Atem am Mund gefrieren ließ, ein Paar unterwegs, müde und frierend durch den knirschenden Schnee stapfend. Sorgsam führte der alte Mann die blutjunge Frau, sie war fast noch ein Kind, an der Hand, und man erkannte auch durch mehrere Lagen Pullover, Jacken, Mantel, den gewölbten Leib der Frau, den sie mit einer Hand immer wieder wie schützend hielt.
„Stütz dich auf mich, wir haben es nicht mehr weit.“ Wieder schob er seinen Arm unter ihrem durch, um Halt zu geben, falls sie strauchelte.
Sie blieb stehen, ein krampfhaft unterdrücktes Stöhnen entrang sich ihren fest aufeinander gepressten Lippen, kleine Schweißperlen glänzten auf Stirn und Oberlippe, um sich dann mit den tanzenden Flocken, die ihr Gesicht umspielten, zu vermischen.
„Nur noch ein kleines Stück, komm, ich trage dich, gleich sind wir an dem Stall.“
Kaum dass er sich selbst noch auf den Füßen halten konnte, umfasste er dennoch die nun zusammensinkende Frau, hob sie hoch und bahnte sich mit dem letzten Rest seiner Energie und einem flehenden:“Herr, steh uns bei!“ den Weg zu dem nun schemenhaft im zunehmenden Flockenwirbel auftauchenden windschiefen Gebäude, das er mit seiner immer schwerer werdenden Last schließlich keuchend erreichte.
Quietschend öffnete sich das alte Tor, nachdem er den eisernen Riegel mit aller Kraft zur Seite geschlagen hatte und sie nahmen, bevor sie ins warme Heu sanken, nur noch wahr, dass auch Tiere in dem Stall schliefen.
Wärme und Geborgenheit umhüllte sie, wie sie da nun eingegraben im Heu auf die Geburt ihres Kindes, seines Urenkels warteten und in der Ferne, sich immer weiter entfernend, hörten sie das Donnern der Kanonen und die alles zerstörenden, berstenden Treffer.
Als im dämmernden Morgen der erste Schrei des Neugeborenen erklang, konnten sie eine Glocke läuten hören.
Still reichten sie sich die Hände, Großvater und Enkeltochter auf der Flucht, das Kind, die Frucht einer Vergewaltigung, zwischen ihnen, nun sorgsam in eine Jacke gewickelt und ihre Blicke hoben sich zum Himmel, ein Dankgebet im Herzen –
Gesegnete Weihnachten!


floravonbistram

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen

#Weihnachtswunsch



Weihnachtswunsch

Wir singen von stiller und heiliger Nacht,
und während wir feiern, doch manch einer wacht :
die Mutter, die bangt um ihr sterbendes Kind,
der Nachtwanderer in dem eisigen Wind,
die Frau tief im Elend mit volltrunk‘nem Mann,
der Kranke, der möchte, doch nicht sterben kann,

der Arzt, tief gebeugt über‘m Unfallpatient,
die Schwester, die auf jedes Klingeln hin rennt,
der Mensch auf der Wache im Feuerwehrhaus,
die Hüter des Rechts in Chaos und Staus,
ein einsamer Mensch, ohne Hoffnung und Geld,
Millionen von Hungernden auf dieser Welt,

die Menschen, denen Kriege alles genommen,
dann jene, die niemals wiedergekommen,
geraubt und geschändet, gefangen, gequält,
weil anderen Orts nicht die Menschlichkeit zählt.

Mein Wunsch, dass ein Jeder, der froh feiern kann
nur eine Minute mag denken daran.


Flora von Bistram

Bild könnte enthalten: Feuer, Nacht und Kerzen

#Eiskönigin #Schneekönigin




Die Eiskönigin

Draußen steht die kalte Schöne,
hebt den glitzernd weißen Stab,
haucht den kalten Nebelatem
mikrofein auf uns herab.

Kleinste Tröpfchen tanzen leise
fangen sich an Zweig und Ast
und erstarren dort zu Eise-
halten kalte Winterrast.

Königin, mit Deinen Armen
bannst du klirrend Mensch und Tier,
lächelst kalt, bist ohn‘ Erbarmen,
schließt vom Eispalast die Tür.

Dennoch stehen wir voll Staunen,
welchen Zauber du vollbracht.
Wenn die Eiskristalle blühen
tanzt die Zauberin und lacht.

floravonbistram