Vergessenheit



Wenn im Fluss der Erdenzeit
die Gedanken sich verirren,
und im Kreis der Endlichkeit
scheint mein Leben zu  verwirren,
dann sei freundlich, stör mich nicht,
wenn mein Geist das Heute bricht.

Fern der Welt, die Leistung sieht,
werde ich gern froh verweilen.
Kälte mir ins Herz heut zieht,
denke ich an das  Beeilen,
das  in seinen Bann uns schlägt
nur Profit im Herzen trägt,

um den Jeder sich bemüht,
sucht, ihn ständig zu erlangen,
während Glück am Wegrand blüht.
Mich erfassen Angst und Bangen
vor der Kälte dieser Zeit.
Gefühle in Vergessenheit.

FvB


Wunsch und Wille




Lasst nicht zu, dass ich noch leide,
hört euch hier mein Bitten an.
Meine Hoffnung war nur immer,
dass ich schmerzfrei sterben kann.

Und die Schläuche, Apparate -
haltet sie von mir nur fern,
ohne Kraft zur Selbstbestimmung
kann ich mich nicht selber wehr'n.

Einzig Einer kann ermessen,
wann der Tod mir ist bestimmt.
Bitte lasst nicht Technik walten,
weil sie mir die Würde nimmt.

Schaut, dass ich nicht lange leide,
Schmerzenzfreiheit schenket mir.
Mit hellwachen, klaren Sinnen
schrieb ich meinen Willen hier.


floravonbistram 1986 aus meinem Buch Licht und Schatten I

Du gehst heim


Du möchtest nur schlafen
und gar nichts mehr tun,
lebst still im Vergang'nen,
hast Zeit, nun zu ruhn.

An was magst du denken,
was siehst du denn nur,
wenn du so lieb lächelst -
Erinnerungsspur?

Vorbei sind die Zeiten
von Krieg, Not und Flucht,
doch Plätze der Kindheit
sind heimweh-gesucht.

Mit suchenden Fingern
ertastest du Halt,
ich nehm deine Hände,
sie sind ja so kalt.

Das Leben will enden,
du schläfst friedlich ein.
Ich schluck meine Tränen,
will hemmend nicht sein,

lass Raum deiner Seele,
die heimwärts nun schwingt
und in mir, ganz leise,
das Lied von uns klingt.


FloravonBistram April1979