Meine Dingefindeballade
(gekürzt)
Man nennt mich Dingefinderkind,
weil mir auch Träume nahe
sind,
die andere doch niemals sehen
und einfach lächelnd übergehen.
Ich freue mich an buntem Glas,
das scherbig in der Sonne
funkelt
und schaue still in grünes
Gras,
wo sich ein kleines Erdloch
dunkelt,
aus dem zwei Mauseaugen blitzen.
Ich möchte gerne alles
schützen,
was mir begegnet Tag für
Tag.
Ich oft es nicht benennen
mag.
Die kleine Feder, wie ein
Hauch,
die nutzen Elfen schon als
Brauch,
sie stecken sie sich in
ihr Haar
und tanzen dadurch
wunderbar,
noch leichter, als die
Vögel fliegen
noch zarter können sie
sich wiegen,
im ersten milden Frühlingswind,
doch huschen sie auch ganz
geschwind
ins schützend Moos- und Blumenhaus,
sie lugen vorsichtig nur noch
heraus,
wenn sie die schweren
Schritte hören,
mit denen Menschen zu gern
stören.
Ich finde einen kleinen
Zweig,
den ich dann meinem Bruder
zeig.
„Schau an, es ist hölzern
Wicht!“
Er lacht mich aus, er
sieht das nicht.
Ein Stein zeigt mir ein
frohes Lachen,
das kann mich immer
lächeln machen,
ich stecke ihn auch gar
nicht ein,
er mag am Feldrand
glücklich sein.
Und dort, ein Nest, alt
und verlassen,
ich glaub es kaum, kann es
nicht fassen,
wächst doch darin ein
kleiner Keim.
Ich trage dieses Nest mit
heim
an meinen kleinen stillen
Ort
im Holzschuppen, das ist
mein Hort,
wenn es mal ganz geheim
sein soll.
Hier sammel ich, stets
freudenvoll,
was mir so jeder Tag
beschert
und nur mir ganz allein
gehört,
und wo auch niemand mich
verlacht,
wenn ich mein Ding mit
heim gebracht.
Da liegt auch meine alte
Flasche
und meine
Kindergartentasche,
die schon durch viele
Hände gingen,
doch mein Erleben mit
einfingen.
Der Stofffetzen ist knallig
rot,
ich fand ihn neben altem
Brot,
das noch den Hühnern mag
genügen,
ich seh den Stoff doch
voll Vergnügen,
weiß, ihn verlor die
Flickenfee,
doch tut ihr der Verlust
nicht weh,
sie hat so viel davon gefunden
und näht und bastelt viele
Stunden
an einer bunten
Weltendecke.
Bedeckt damit dann jede
Ecke,
die dunkel auf der Erde
scheint
und so die Freud mit Freud
vereint.
Heut bin ich die
Stehrümchenfrau,
noch immer gerne mir
anschau,
was ich gesammelt dann und
wann.
Ich heb es auf und freu
mich dran.
floravonbistram 1981