Gedicht zur Hochzeit



Dunkle Jacken, weiße Kragen,
edle Kleider, schön geschmückt,
alle seh‘n sich an und fragen,
wer hat diesmal denn das Glück?

Zwei, die schon lang sich kennen,
viele Jahre, eng vertraut,
wollen sich dazu bekennen,
werden heute nun getraut.

Väter, Mütter, Onkel, Tanten,
 alle Freunde, Groß und Klein,
alle ihre Anverwandten
woll‘n sich mit den beiden freu‘n.

Nach dem „AufdenWolkenschweben“
geht's nun vorwärts, Stück für Stück.
fröhlich war bisher das Leben,
alle denken gern zurück.

Die Familie sieht  Euch noch
auf kleinen Füßen wacklig stehn,
doch schon längst habt Ihr gelernt
Euren eignen Weg zu gehn.

Hin und her wird Euch der Wind
Eures Lebens treiben.
Mögt Ihr immer, unbedingt
friedvoll fest zusammen bleiben.

Seid Ihr traurig, habt Ihr Schmerzen,
bitte quält Euch nicht gemein,
denn im allertiefsten Herzen
könnt Ihr Euch nicht böse sein.

Habt Ihr Sorgen, wisst nicht weiter,
denkt an Freunde nah und fern,
Ihr bleibt stets der Eltern Kinder
auch sie helfen immer gern.

Doch genug der ernsten Worte
frohgemut den Blick nach vorn,
hoch die Gläser, laut die Worte:
Euer Glück, es sei enorm.


Flora von Bistram
1992


Blaue Stunde





In wochenlangem Bangen
mit Hoffen auf Gesundung hier,
liegst du in meinen Armen
oder schlafend neben mir.

Der Mond dreht seine Runde,
schaut auf uns still herab,
in unsrer blauen Stunde -
wie lieb ich dich doch hab.

Dein Schlaf ist nun für immer,
ich sehe noch dein Bild vor mir.
Im silberhellen Schimmer
bleibt unsre blaue Stunde mir.


floravonbistram


Mein Kirschbaum


Ich gehe durch verlass`nes Land,
verschlungen stehen Kraut und Blumen,
zerborsten ist schon lang die Wand
des Hauses und die dunklen Krumen

der Erde liegen hart und schwer,
doch sehe ich im Nähergehen,
mit Zweigen, völlig blätterleer,
den dürren Kirschenenbaum dort stehen.

Die Stimme seufzt im leichten Wind:
„Oh bitte, hör und lass mich fragen
wo meine ganzen Kräfte sind?
Ich möchte wieder Blüten tragen!

Ich möcht der Kinder Jubel sehn,
ihr Klettern fühlen in den Zweigen,
wenn blutrot dann die Kirschen stehn,
will ich für sie die Äste neigen.“

Ganz zart berühr' ich Ast um Ast,
umarme ihn dann voll Erbarmen.
Fühl rau und rissig, schmerzend fast
die harte Rinde an den Armen.

„Sei ruhig, bleib ruhig, nimm Kraft von mir,
davon kann ich so viel verschenken,
vielleicht kann meine Liebe dir
die Lebenssäfte zweigwärts lenken.“

Nach Tagen geh ich durch die Au,
erlebe tief das Frühlingsgrüßen.
Als ich zum altenKirschbaum schau
seh glücklich ich die Knospen sprießen.

Dann neulich rief er mir laut zu:
„Schau her, ich habe mich bemüht,
den Lebensspender riefest du.“
Ganz herrlich war ein Zweig erblüht!

Und nun steckt er geballte Kraft
in einen Ast, der Kirschen zeigt.
Beweis, dass man noch vieles schafft,
sogar, wenn sich das Leben neigt.


floravonbistram











Trost



An Ela

Vergiss deinen Schmerz,
der dich in die Tiefe zieht.
Lass ihn in die dunklen
Traumschluchten des
Vergessens fallen.

In meinem Zaubergarten
lege ich Sonnenstrahlen
in deine Erinnerung,
bekränze singend dein Herz
mit dem Himmelblau
der Vergissmeinnicht.

Aus der Dunkelheit
holen wir uns nur
das Gold des Mondes
und vereinen es mit
dem Strahlen der Sonne
zur Tag- und Nachtgleiche,
wenn beide ein Paar werden.


Floravonbistram 1971



In mir


Spanien




Er fängt mich ein, in sonnenheller Frische,

der Morgen, der das Meer verzaubernd grüßt,

lässt Stäubchen schillernd tanzen auf dem Tische,

derweil ein Gecko an der Wand sein Mahl genießt.


Der Duft der Blüten auf Zitronenbäumen,

der sinnlich sich in mein Verharren schwingt,

verführt mich sanft zu Wolkenschwebeträumen,

beflügelt von dem Lied, das mir das Meer froh singt.


Ein Sinnesrausch an Farben und an Düften

umhüllt mich, dankbar sitzend voller Muße

und aus azurblau- weißgetupften Lüften

erschallt der Vögel heller Ruf zum Gruße.


Agaven, Mandeln und die Bougainvillen

Zypressen, Palmen und Orangenhain

beflügeln farbig mich hier ganz im Stillen

und fangen mir die Lebensfreude ein.


floravonbistram 2002


Vergänglichkeit





Wie war unser Auge trunken vor Farbe,
als des Frühjahrs Blühen wieder begann.
Nun schneien schon die ersten Blüten
von Blumen und Bäumen herab

Doch die Erinnerung
an das Kommen und Werden
tragen wir länger im Herzen,
als das welke Vergehen.

Leben ruht in der warmen Hand
von Mutter Erde, die uns beschenkt,
doch auch wieder nimmt,
damit wir verstehen.


floravonbistram 2010



Gestern - Heute - Morgen



Vergangenheit tropft in das Heute,
doch zwischen Stacheln und Dornen
blüht immer wieder eine Rose.
Ich schaue nur noch sie an,
denn aus ihrem Erkennen
erblühen die Glücksmomente
Gestern - Heute -  Morgen.


Floravonbistram 2003



Trauert nicht, wenn ich gehen muss...


Ihr Lieben

Gebt mir Freude, wenn ich gehe
mit auf meinen letzten Weg
denn in dieser fühl ich Leben,
sie ist für mich fester Steg.

Spielt für mich die alten Lieder,
tanzt, wenn ich es nicht mehr kann.
Schaut mich durch die Wolkenbilder
immer wieder freudig an.

Hört mich in dem Blätterrauschen,
hier in unserm Buchenwald,
lächelt zu des Kuckucks Rufen
wenn es durch den Frühling schallt.

Seht den Mohn im Kornfeld leuchten,
hört der Lerche helles Lied.
Lebt bewusst das ganze Leben,
hadert nicht, was auch geschieht.

Springt durch Pfützen, schwimmt durch Wellen,
raschelt euch durch Herbstes Laub.
Auch wenn vieles sich mal ändert,
alles wird hier nicht zu Staub.

Eines kann euch keiner nehmen,
und zwar die Erinnerung.
Lasst sie tief im Herzen blühen,
leuchten in der Dämmerung.

Denkt an unsre Märchenstunden,
an die Freuden auch im Spiel,
an die stillen Kuschelrunden,
einfach lieben war mein Ziel.

Singt die alten Abendlieder ,
die ich immer für euch sang
auch für eure Kinder wieder.
Harmonie im Stimmenklang,

werde ich dann mitempfinden,
tief in euren Herzen drin,
seelenfest mit euch verbunden,
ganz egal, wo ich dann bin.

floravonbistram


Märchen leben



Ich war

der Schmetterling , das scheue Reh,
mal Elfe und auch holde Fee,
war Gemse auf dem hohen Berg,
als Nixe lebt‘ ich und als Zwerg,

erhob als Adler mich zum Flug,
war Wind, der Wünsche mit sich trug,
die Zauberin auf ihrem Schloss,
der Regen, der die Blumen goss.

Prinzessin auf der Erbse gar
und kämmte mir mein langes Haar,
als ich Rapunzels Namen trug.
Ich war das Kind mit Tränenkrug,

Als Einhorn lief im Schneegewand
ich durch das helle Märchenland,
die Zauberkleider trug ich all,
als Aschenputtel auf dem Ball.

Ich strickte Hemden, völlig stumm
und warf sie dann den Raben um,
ich spottete den Drosselbart,
das Leben strafte mich dann hart.

Ich war der Sand am großen Meer,
die Wellen trugen mich umher
als weiße Gischt. Dann war ich Stern.
Den Mann im Mond betört' ich gern.

Als Sonne, hoch am Himmelszelt,
gab Wärme ich der ganzen Welt.
Ich war der Nebel in der Nacht,
als Donner hab ich laut gekracht.

Ich lebte alles, was ich las,
sah durch die Leben, wie durch Glas.
Nichts ist mir jemals zu entfernt,
weil ich das Träumen nie verlernt.


floravonbistram1971



Sonett von Glück und Vergänglichkeit




Wie könnte ich mich auf Gefühl verlassen,
hatt' ich das Hoffen doch schon fast verloren,
fühlt' mich gefangen in dem Kreis der Toren,
die voller Sehnsucht nur die Zeit verprassen.


Ich wünschte mir, ich bliebe ganz gelassen.
Mir meiner Selbst bewusst, als Frau geboren,
wurd ich von vielen Männern auserkoren,
doch meine Abwehr ließ sie mich fast hassen.


Ich dachte, dass das Glück mit dir mir lache.
Erst hofft der Mensch und muss es dann ertragen,
dass Liebe wird vergänglich, wird zur Sache.


Erst kommt sie so, wie wir zu wünschen wagen,
umklammert uns, und hält uns unter Wache -
dann ist es oftmals mehr, als wir ertragen.


floravonbistram 1988






Sinnsuche



Alles Suchen wird zum Finden
Zweifel werden aufgelöst
von den Augen fallen Binden
es erwacht, was lange schlief,
wird vom Abgrund weggerissen
durch die Botschaft von dem Herrn.
Aufschwung wird uns durch das Wissen,
näher kommt, was gestern fern.
Was in Ewigkeit wird stehen,
wie der Weg uns lichtwärts führt,
lässt sein klares Wort uns sehen.
Gottes Strahl hat uns berührt.
Nicht was war, soll uns bedrücken,
was gewesen, sei vorbei.
Reines Wollen wird beglücken
und macht unsern Geist ganz frei.
Denn die Helfer aus dem Lichte
reichen uns die Hand hinab,
ziehen uns dann aus der Dichte
fort von ewgem Tod und Grab.
floravonbistram
1973



Auf unsere Art




Wir sehen uns
auf unsere Art
Wir sehen uns mit dem Herzen.

Wir berühren uns
auf unsere Art
Wir berühren uns mit dem Gefühl.

Wir fühlen uns
auf unsere Art
Wir fühlen uns mit der Seele

Wir brauchen
keine Augen,
keine Hände,
keine Worte,
denn unsere Verständigung
schwingt im Kosmos 
des Seins,
der Liebe



#floravonbistram 1978








Der alte Spiegel



Der reichgeschnitzte Spiegel meiner Ahnin,
hängt schon seit langem dort an meiner Wand.
Er schaut mich an mit ihren hellen Augen,
erzählt von Zeiten, die mir unbekannt.

Was sah er schon in jenen fernen Jahren,
Jahrhunderte durchzogen seinen Blick.
Zu gerne würd ich mehr von ihm erfahren,
ach schenkte er ein Schauen mir zurück.

Verschwiegen ist er, doch ich denk mitunter,
dass er mich schelmisch angrinst, dann und wann,
dann beuge ich mich leicht zu ihm hinunter
und frage:"Warum lachst du mich so an?"

Ihr werdet lachen, mich für dämlich halten,
doch höre ich ganz leise, wie er spricht:
"Schau nur nach vorne, da ist jetzt das Leben,
das findest du im Gestern für dich nicht."


floravonbistram



Frühlingsmorgen




Als ich heute früh meinen Garten betrat,
da hört` ich ein Wispern und Raunen,
wie ich`s in der Kindheit vernommen gehabt,
mit Lächeln und glücklichem Staunen.

Ganz still hab ich forschend um mich geschaut
und konnte die Wesen empfinden,
die mir so wie früher gleich innig vertraut,
im Schatten der uralten Linden.

Auch wenn ich sie heute nicht wieder geseh`n,
so war doch mein Herz voll Erkennen,
denn Elfen und Zwerge, die Nixen, die Feen,
werd ich ohne Scheu stets benennen.

FvB 1988






Einfach fühlen






Brennend der Sand
unter meinen nackten Füßen
Tickende Unruhe treibt voran
lässt mich keine Erlösung finden
in weit spritzender Brandung
Im Ersteigen der sanften Hügel
werden sie mir zu Bergen
In den Tälern leuchtet ein Lächeln
In seinem Erreichen
bist du mir Ziel


FloravonBistram

1978








Licht und Schatten

Hinter Fenstern tanzen Schatten
fahles Licht weist mir den Weg
Falter fliegen wirr an Lampen
werden still daran verglühn.

Marktplatz - duster, ohne Leben,
grinsend turnen Hausgesichter.
Blumen liegen welk, zertreten
und der Brunnen schimmert grün.

Und das Sehnen ist Begleiter,
Tag und Nacht gehn Hand in Hand,
rabendunkle Du-Gedanken
lassen nicht den Himmel sehn.

Dann, von fern ein kleines Stimmchen
ruft und klagt, es singt und lacht...
Nachtigall im Park des Lebens
lässt mich lächelnd stille stehn.

Ist es wohl dein Ruf von Jenseits,
der mich rüttelt, wach zu sein,
der mir winkt mit Klang und Farben,
die für uns am Wege blühn.

Nun wird auch der Himmel heller,
Sonne schiebt die Nacht hinweg.
Dankbar atme ich den Morgen,
denn das Leben ist doch schön.

Floravonbistram 1993







Die kleinen Glücksmomente



Wie schwer 
wiegen oft die Wünsche der Erinnerung.
die unerfüllt blieben

...und doch, 
wir schauen immer wieder nach vorne, 
nach rechts und nach links,
 denn es sind die winzigen "Glücke", 
die uns auf unserem Weg 
das Lächeln schenken.



Die Schlüssel



Der Herr sah zur Erde,
es fiel ihm was ein,
drum griff er ganz tief
in das Schatzkästlein rein.

Drei Schlüssel, die gab er
dem Menschen zur Hand,
mit gütigem Segen
er jeden umwand.

Den Eisernen gib weiter,
die Freundschaft er schenkt,
dem Nehmer, dem Geber,
der an Andere denkt.

Geduld ist der Schlüssel,
der öffnet geschwind
die Herzen und Türen,
die verschlossen sonst sind.

Der Schlüssel der Liebe
erschließt auch den Glauben,
behalt ihn, verleih ihn,
doch lass ihn nicht rauben.

Mit diesen drei Schlüsseln
bist du voller Leben,
als wertvolles Zeichen
war'n sie dir gegeben.

FvB 2001



Neujahr



Bunt erstrahlt der dunkle Himmel
farbenfroh in heller Pracht
denn es ist für alle Menschen
heute die Silvesternacht
Träume werden still geflüstert
Wünsche fliegen hoch hinauf
jeder möchte ihn verändern
seinen alten Lebenslauf.
Doch am nächsten frühen Morgen
vergessen ist, was Gestern war,
nur wenig Menschen werden ändern

sich in diesem neuen Jahr.

floravonbistram