Horizont




Jeder kann nur so weit schauen,
wie sein Horizont beschaffen,
niedrig ist er anzubauen
bei den  gähnend Wohlstandsschlaffen.

Auf die Berge muss man steigen,
will man in die Weite sehn,
dann wird sich das Leben zeigen,
aber nie im Unten-stehn.

FvB1989




Das Jahr




Der Kreislauf des Lebens berührt mich stets neu,
egal welcher Blüten ich mich grad erfreu,
es lässt  auch der Winter mich still staunend stehn,
ich find alles Werden im Jahr wunderschön.

FvB


Asphaltwunder



Öde, leere Welt
zu - asphaltiert,
grau – schwarz,
bedrückend ,
sich ausweitend
bis zum Horizont.

Und doch,
dort in der
Gleichmäßigkeit,
in der dunklen
Langeweile –
etwas ändert sich.

Über Tage sehen
wir den Kampf,
im Schimmer
des Sonnenlichts,
bis Krümel für Krümel,
Schicht für Schicht
rissig wird
und bröckelt.

Eine kleine grüne Spitze,
dann ein fester Stiel,
ein sich entfaltender
gelber Blütenkelch,
der seine Strahlen
himmelwärts streckt.

Hoffnungsträger,
ausgebrochen
aus der dunklen
Umklammerung –
in dir ist viel so Kraft:
Asphaltwunder
Löwenzahn


FvB


Anderswelten




Tanzen in die Anderswelten
lachen uns in sie hinein
lieben unter Sternenzelten,
fühlen uns nie mehr allein.

Sehen uns mit and´ ren Augen,
jenseits dem, was irdisch ist,
wollen endlich Leben saugen,
das auf Erden wir vermisst.

Lebensrausch  im Sonnenglanz,
taumelnd wie ein Schmetterling,
der sogar im Todestanz
leuchtend-gold´ne Sterne fing.

Anderswelten, Anderszeiten,
jenseits der Verstandeswelt,
lassen uns auf Wolken gleiten,
wenn der Lebenswürfel fällt.

FvBistram


Gesundung



Ganz langsam geh ich, Schritt für Schritt,
auf  meiner am-Stock-Übungsrunde
genieße jede Fühlsekunde,
wenn meine Füße melden Tritt.

Vorbei sind Rollstuhl, Schmerzenspein,
ich kämpfe mich hoch aufgerichtet,
wie man mich lange nicht gesichtet,
durch meinen Weg im Sonnenschein.

Begrüßungsfroher  Jubelchor,
der durch die Frühlingsauen klingt
mein Danklied mit zum Himmel schwingt,
voll  Wonne Auge, Herz und Ohr.

Fvb 4/2011


Frühlingsmorgen



Als ich heute früh meinen Garten betrat,
da hört` ich ein Wispern und Raunen,
wie ich`s in der Kindheit vernommen gehabt,
mit Lächeln und glücklichem Staunen.

Ganz still hab ich forschend um mich geschaut
und konnte die Wesen empfinden,
die mir so wie früher gleich innig vertraut,
im Schatten der uralten Linden.

Auch wenn ich sie heute nicht wieder geseh`n,
so war doch mein Herz voll Erkennen,
denn Elfen und Zwerge, die Nixen, die Feen,
werd ich ohne Scheu stets benennen.

Fvb 1988

Dämmerung




Erinnerung fliegt frei durch dunkle Weiten,
ein tröstend Licht mir aus der Ferne winkt,
wie heller Ruf erreicht mich so aus allen Zeiten
mein Lebenslied, das von Vergang`nem singt.

Auf Schwingen sehnsuchtsvoller  Weisen
berührt die Wärme der Empfindungen mein Ich
und Dankbarkeit löst alt - verrostet Eisen,
die schmerzend hielten fest umschlossen mich.

Und in der Dämm`rung stiller Augenblicke,
wenn Sternenstaub das Dunkel mir vertreibt,
weicht Wehmut voller Dank dem Glücke
und haucht vergehend: was einst war, das bleibt.

FvB

Frühlingskind




Weiße Glöckchen läuten leise
viele zarte Melodeien,
Vögel singen ihre Weise,
Schmetterlinge sich befreien,

aus dem nährenden Kokon,
der so lange Schutz gegeben.
Was im Winter flog davon,
zeigt nun emsig frohes Leben.

Sonnenfäden, pur aus Gold,
schweben leuchtend durch die Lüfte
und ein Kind, so lieblich hold,
eingehüllt in süße Düfte,

zieht hell lachend durch das Land,
Blumen streut`s in Wies und Feld,
reicht den Menschen froh die Hand,
Frühling hat sich eingestellt.

Wird von grüner Flur gegrüßt,
getränkt von klarer Quell und  Tau
und von der Sonne zart geküsst,
zart umstrahlt von Himmels Blau.

Lasst uns still vor ihm verneigen,
danken, dass es Wärme bringt
und aus vollem Herzen  zeigen,
wie das Lied der Schöpfung klingt.

1983